Leben ohne Streamingdienste

Heute habe ich mich mit einem guten Freund unterhalten, der ein großer Fan der Netflix-Serie The Witcher ist. "Das musst du sehen, jetzt gibt es die dritte Staffel." Ich habe nicht einmal die erste Staffel gesehen, geschweige denn ein Netflix-Abo.

Das war mal anders. Früher habe ich Streaming-Dienste gerne genutzt. Als ehemaliger Prime-Kunde hatte ich Zugang zum Streaming-Angebot von Amazon. Dann sind Netflix und später Disney + hinzugekommen. Das war zu einer Zeit, als ich das lineare Fernsehen längst hinter mir gelassen hatte. Werbeunterbrechungen jeglicher Art waren mir schon immer ein Gräuel. Serien übrigens auch. Ich habe lieber Filme geschaut. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal ein Serienfan werden würde.

Was mich an Streaming-Diensten gereizt hat, war die Werbefreiheit. Und im Gegensatz zum linearen Fernsehen fühlten sich Serien wie ein sehr langer Film an, den man sich bis zum Ende anschauen konnte, wenn man die Zeit dazu hatte.

Das ging vielleicht eine Weile gut, bis die Fragmentierung des Marktes extrem zunahm. Es reichte plötzlich nicht mehr, Lizenzgeber zu sein, man wollte selbst Streaming-Plattform werden. Für uns als Nutzer solcher Plattformen war das extrem schlecht. Natürlich ist es gut, ein möglichst großes Angebot zu haben, Monopole will keiner, aber wenn plötzlich ganze Staffeln bei dem Streaming-Anbieter seiner Wahl verschwinden oder man ein Staffelfinale vielleicht nur bei einem anderen Anbieter sehen kann, dann ist das einfach nur übel.

Wenn ein Markt so zersplittert ist, wird die Finanzierung von Eigenproduktionen immer schwieriger und die Qualität der Inhalte immer schlechter. Und was macht man dann als Anbieter, man erhöht den Preis für ein Abo oder führt komische Abo-Stufen ein, die irgendwie am Konsumenten vorbeigehen. Die Inhalte werden aber trotzdem nicht besser. Bei Netflix habe ich damals die Preiserhöhungen mitgetragen. Den günstigen Basistarif für eine Person hatte ich sowieso nicht, weil der auf 480p beschränkt war. Ich zahlte für zwei Personen, nur weil ich in HD schauen wollte. Mittlerweile kann ich mir nur noch an den Kopf fassen.

Und was macht man heute? Man versucht, sich über Werbung zu finanzieren. Man bietet etwas günstigere Abonnements an, die nicht den gesamten Streaming-Katalog abbilden. Inhalte in dieser Abostufe werden dann durch Werbung unterbrochen. Das hat etwas von Autoherstellern, die dir einen Hochglanzkatalog verkaufen, damit du bei ihnen 80 K für ein Auto ausgibst. Zudem zeigt Amazon auf seiner Plattform manchmal Werbebanner an, unabhängig davon, ob man Abonnent ist oder nicht. Da werden andere Dienste sicherlich bald nachziehen. Netflix geht gegen Account-Sharing vor, was ich nachvollziehen kann, aber im schlimmsten Fall ist die Nutzung nur noch nervig. Und wenn ich jetzt viele Dienste abonnieren muss, nur um mir ein interessantes Programm zusammenstellen zu können, verzichte ich lieber ganz auf Streaming-Dienste. Letztendlich findet man dort sowieso eher selten gute Serien. Und ich kann mir vorstellen, das Werbefreiheit auf solchen Plattformen bald Geschichte ist. 

Letztendlich nähern sich die Plattformen dem an, was wir bewusst verlassen haben. Serienfolgen werden wöchentlich veröffentlicht, Werbung spielt eine immer größere Rolle usw. Dann kann ich auch wieder lineares Fernsehen schauen, was ich übrigens nicht tue. Da bin ich eher in den Mediatheken des öffentlich-rechtlichen Fernsehens unterwegs.

Was ich abschließend sagen kann, ich komme prima ohne diese Streamingdienste aus.

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